Die neuromanische "St. Pankratius Kirche" von Floisdorf
nach
einer ergänzten und überarbeiteten, handschriftlichen Aufzeichnung von
Pfarrer Friedrich Feldhaus (1957-1965 Pfarrer in Floisdorf)
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Der
Dominikanerpater und Pfarrer Dr. phil. Dr. theol. Ceslaus Maria
Schneider baute durch Architekt Theodor Kremer aus Köln 1890 - 1892 die
neue "St. Pankratius"-Kirche von Floisdorf im neuromanischen
Stil. Die Bauausführung selbst lag in den Händen von Baumeister Aloys
Hergersberg aus Stotzheim bei Euskirchen, der mit Maria Hilger aus
Floisdorf verheiratet war. Aloys Hergersberg soll 25 Kirchen gebaut
haben. Gegen den großen Widerstand der weltlichen Obrigkeit aus der
Bürgermeisterei Eicks setzte Dr. Schneider durch, daß die Kirche an
alter Stelle errichtet wurde. Die frühere, baufällig gewordene
Pfarrkirche, in Überlieferungen wird sogar von einer "St. Pankratius"-Wallfahrtskirche
berichtet, riß man für den Neubau ab. Die Steine zum Bau der Kirche
wurden alle vor Ort gebrannt, dazu grub man eigens einen Brunnen, der
das notwendige Wasser lieferte, den benötigten Lehm fand man in der Flur von Floisdorf. Der Brennmeister Josef Weimer aus Weissenbrunn verpflichtete sich laut Vertrag (Pfarrarchiv Floisdorf) 350.000
Steine guter Qualität herzustellen. Alle Steinmetzarbeiten in der
Kirche (z.B. die Kapitäle der großen Säulen im Kirchenraum (Bild rechts)
) wurden von der Familie Drach angefertigt, einer alten
Steinmetzfamilie aus Floisdorf. Auch ein altes Gibelkreuz für das Dach
über dem Chor stammte aus der Werkstatt der Familie Drach. Das Kreuz
wurde durch Artelleriebeschuß März 1945 zerstört und durch ein neues
Kreuz ersetzt. Am Morgen des 4. Dezembers 1960 riß ein Orkan dieses
Kreuz herunter und zerstörte es. Reinhard Daubner aus Mayen hat im April
1961 bei der Neubeschieferung der Pfarrkirche ein kupfernes Firstkreuz
angefertigt und aufgesetzt. Auch zwei Fenster im linken Seitenschiff
wurden an jenem Morgen durch den Sturm stark beschädigt.
Die Pfarrkirche "St. Pankratius"
ist eine dreischiffige Kirche mit angedeutetem Querschiff. Professor
Neuß nennt im Gegensatz zum süddeutschen Barock als typisch für den
rheinischen Barock (auch für den rheinischen Menschen) den Zug zur
Gotik, nach oben, lange schmale Fenster wie z.B. in der
Mariä-Himmelfahrtskirche in Köln. So
hat auch die neuromanische Kirche St. Pankratius in Floisdorf im
Querschiff je 3 lange, schmale Rundbogenfenster zu einem breiten Fenster
an der Nord- und Südseite zusammengefaßt, sowie Spitzbogen im
Hauptschiff. Ein großes Kreuz war es Ceslaus Maria Schneider, daß der
Kirchenvorstand und die Kölner Erzbischöfliche Behörde aus dem
natürlichen Zweckdenken der damaligen Zeit heraus, "die Kirche wäre zu groß für die kleine Pfarrgemeinde geworden",
ein weiteres Joch des Kirchenschiffs ablehnten. Ohne seine Schuld ist
darum raumstörend die Orgelempore zu weit ins Kirchenschiff
hineingebaut. Es ist eben ein Dorfkirche, die Pfarrkirche einer sehr
kleinen Gemeinde. Das Kirchenportal ist aus Geldmangel ebenfalls
unvollendet geblieben mit einem riesigen "St. P." (St. Pankratius)
im Tympanon. 1934 wurde in der Kirche erstmals Veränderungen
vorgenommen, einige der Ornamentmalereien an den Wänden wurden einfach
überstrichen und waren nicht mehr sichtbar, erst bei der Restaurierung
1972 wurden sie wieder entdeckt und wiederhergestellt, gleichzeitig
wurde in die Kirche erstmals eine Heizung eingebaut, die durch eine
Öffnung im Chor erwärmte Luft in den Kirchenraum blies. Eine recht
ungünstige Anlage, die einerseits in der linken Sakristei mehr als den
halben Raum beanspruchte, andererseits im Kirchenraum ein sehr
ungünstiges Klima schuf und das verarbeitete
Holz in der Kirche, vor allen Dingen die Orgel zu schädigen drohte. In
den Jahren 1989-1990 wurde im Zuge einer Erweiterung der linken Sakristei eine neue Heizung eingebaut, die für ein ausgeglichenes Klima im Kirchenraum sorgt.
Ein
Erdbeben in der Nacht zum 13. April 1992 schreckte die Bewohner unserer
Region auf und führte zu einzelnen leichten Gebäudeschäden. Auch in der
Pfarrkirche von Floisdorf zeigen sich einzelne kleine Risse im Gewölbe,
die sich im Laufe der Zeit veränderten. Eine eingehende Untersuchung ergab dann, daß die Gewölbe der
Kirche vom Einsturz bedroht waren. Die Pfarrkirche mußte im November
1995 für die Öffentlichkeit geschlossen werden und eine umfangreiche
Sanierung eingeleitet werden. Die Kirche wurde innen vollständig
eingerüstet, die Gewölbebögen abgestützt und saniert (Bilder oben und links). Als Folge mußte natürlich auch die umfangreiche Wandbemalung wieder restauriert werden (Bilder rechts). Nach einem Jahr waren die aufwendigen Arbeiten abgeschlossen,
die insgesamt Kosten in Höhe von ca. 1,7 Millionen DM verursachten. Im
Oktober 1996 feierte die Pfarrgemeinde ihr traditionelles Rosenkranzfest
wieder in ihrer Pfarrkirche. Besonders freute das den Pfarrer des
Dorfes, Hw. Heinz Jumpertz, der an diesem Tag gleichzeitig sein
30jähriges Dienstjubiläum in Floisdorf feiern konnte. Am Rosenkranzfest
1966 war er als Pfarrer in Floisdorf eingeführt worden. Bei den
Restaurierungen 1996 wie auch schon 1972 wurde mit großer Sorgfalt
darauf geachtet, den
Stil der Jahrhundertwende zu erhalten. Es wurden keine
Einrichtungsgegenstände aus der Kirche entfernt wie es in den sechziger
unnd siebziger Jahren in vielen Kirchen geschah, im Gegenteil Altes
wurde wiederentdeckt und restauriert. In den neunziger Jahren des 19.
Jahrhunderts sind auch hier in der Nähe, z.B. in Froitzheim und
Ülpenich, ähnliche romanische Kirchen entstanden, sie sind heute aber im
Gegensatz zu
unserer Pfarrkirche teils nach Kriegszerstörungen innen
,,modernisiert". Die Kirche von Floisdorf hingegen ist innen und außen
in dem typischen romanischen Kirchenbaustil Ende des 19. Jahrhunderts
erhalten. Aber nicht nur aus diesem Grund ist die "St. Pankratius"-Pfarrkirche
in Floisdorf denkmalwürdig, vielmehr auch durch die kraftvolle
Persönlichkeit und den überragenden Geist ihres Erbauers, des Pastors
Dr. Ceslaus Maria Schneider, des ersten deutschen Thomasübersetzers, des
Herausgebers und Verfassers der ,,Thomasblätter", des auch für
die Moderne wegweisenden Interpreten des hl. Thomas von Aquin. Sie ist
denkmalwürdig als ein Gottesbau ganz aus dem Geiste des hl. Thomas von
Aquin gebaut, die in Stein und Holz gestaltete ,,summa theologica" des hl. Thomas.
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Auffallend
im Innern der Kirche ist die reiche Ausmalung der Wände, die von Dr.
Schneider selbst finanziert wurde, wie im Nachruf zum Tode des
Floisdorfer Pfarrers überliefert ist. An die einfache Bemalung der
Seitenwände im Längsschiff schließt sich eine ornamentenreiche
Gestaltung im Querschiff an (Bild links bei der Restaurierung). Diese Wandbemalung sind zum Teil erst 1972/73 bei der Restaurierung des Kirchenraumes wiederentdeckt und restauriert worden. Die Wände im Chorraum seitlich und hinter dem Hochaltar sind mit einem auf die Wand gezeichneten Teppich geschmückt, eine ansprechende und gelungene Gestaltung der Rückwand des Hochaltars. Ein
Blick ins Gewölbe zeigt ebenfalls eine ornamentenreiche Ausmalung der
Gewölbebögen. Im ersten Gewölbe findet man die beiden griechischen
Buchstaben Alpha und Omega (Bild links) als Symbol für den Anfang und das Ende. Im Gewölbe vor dem Chorraum befinden sich nach allen vier Himmelsrichtungen Zeichnungen zur Brot- und Weinsymbolik (Bild links unten). Auf dem Weinstock wächst das Korn mit drei Ähren. In der Mitte Blumen und Pflanzen, die zur Sonne im Zentrum des Bogens hinweisen, dem Zeichen "Sol invictus" ("Unbesiegbarer Christengott" Bild rechts oben) als Symbol für Weihnachten gegen heidnische Symbole. Im Gewölbe des Chorraumes vor dem Hochaltar ist mit der Siegesfahne das Lamm Gottes (Bild rechts) dargestellt, das geschlachtet worden, das hinwegnimmt die Süden der Welt. Im Chor auf der rechten Seite (Epistelseite) ein Fresco des blutigen Kreuzesopfers auf Golgotha (Bild rechts).
Unter dem Kreuz stehen Maria mit Maria Magdalena, Johannes der
Lieblingsjünger Jesu, Longinus mit der Lanze und der Hauptmann mit dem
Bekenntnis "VERE FILIUS ERA ISTE! - Wahrhaftig, dieser war Gottes Sohn".
Auf der linken Seite (Evangelienseite) ist eine Darstellung der
,,Gemeinschaft des Brotbrechens": Christus der Auferstandene mit den
Emmausjüngern (Bild links).
Interessant war ein
recht abfälliges Urteil über die "kitschige" Ausmalung der Kirche:
,,Unmöglich der Faltenwurf auf dem Emmausbild", (ein Urteil kurz nach
dem 2. Weltkrieg). Ausgerechnet dieser Emmausjünger mit dem wirklich
unmöglichen, kitschigen Faltenwurf war eine Erinnerung an die
Bombardierung des Ortes Ende des Krieges im März 1945, als ein
Artelleriegeschoß an dieser Stelle die Wand durchschlug. Der fromme
Künstlerhandwerker von 1945/46 hatte nach dem Vorbild von Gebhard Fugel
(u.v.a.) -Johannes beim Letzten Abendmahl in seiner Erstkommunion
knieend- den Jünger anbetend auf die Knie niederfallend darstellen
wollen. Eine Änderung ist bei der Restaurierung in den Jahren 1972/73
durchgeführt worden. Über dem Hochaltar unter dem Schriftzug des dreimaligen "SANCTUS" befindet sich die Darstellung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit (Bild unten links). Christus-König zur Rechten Gott Vaters sitzend
zwischen beiden der Heilige Geist in Gestalt einer Taube. Die Flügel
der Taube berühren den Mund des himmlischen Vaters und des Sohnes Gottes
- der Heilige Geist, die ewige Liebe, die "vom Vater und vom Sohne ausgeht"
(Römer 5,5, Quatembermittwoch in der Pfingstwoche, und
Nicaeno-constantinopolitanum, Credo der hl. Messe). Die Zepter, Zeichen
göttlicher Allmacht, ruhen auf den Flügeln der Taube
(Bilder oben). So ließ Ceslaus Maria Schneider die Dreieinigkeit in höchster Macht
und Weisheit und Liebe geheimnisvoll andeuten. In den fünfziger Jahren
berichteten noch die ältesten Floisdorfer, wie Dr. Schneider oft den
Gläubigen die Bilder gedeutet hat. Christus der Herr als die ewige
Weisheit hält das ,,liber vitae", das entsiegelte Lebensbuch in den Händen. Rechts und links von der Darstellung der Dreifaltigkeit sind zwei Seraphim (Bild links) und zwei Engel (Bild rechts)
abgebildet, die in die Hände klatschen, Schutzengel der Völker -"Ihr
Völker alle, klatscht in die Hände!", heißt es im Psalm 46/47- , sie
stellen die Verbindung her zum Engelaltar im rechten Seitenschiff. Der
monumentale Charakter dieser drei großen Wandbilder, die guten
Maßverhältnisse in den Bildern,
der Ernst und die Kraft ihres Aufbaus, die Klarheit und die Ruhe in der
Linienführung, sowie die ansprechende Farbenstimmung der Bilder
erinnern an die Kunstrichtung der Beuroner Kunstschule des Bildhauers P.
Desiderius Lenz und der Maler P. Gabriel Wüger und Paulus Krebs. Sie
beabsichtigten, die Kunst der Byzantiner und Giottos unter Verwertung
ägyptischer und archaisch-griechischer Stilelemente einer Vollendung in
der Form entgegenzuführen. Unter den zahlreichen Arbeiten der
Schüler dieser Kunstschule ragen die Malereien der Gnadenkapelle des
Wallfahrtsortes Beuron (Hohenzollern, 1897 - 1898) und der Abteikirche
von St. Hildegard zu Eibingen (Rheingau, 1900-1904) heraus. Etwa zur
gleichen Zeit wurde die Pfarrkirche von Floisdorf kunstvoll ausgemalt.
Wer die Kirche ausgemalt hat ist uns heute leider nicht mehr bekannt.
Sicher ist nur, daß die 12 Weihekreuze (Bild rechts) auf den Außensäulen im Innern der Kirche von Heinrich Burger aus Heimbach 1895 angefertigt worden sind.
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Der rechte Seitenaltar (Bild rechts)
knüpft an mittelalterliche Altarbildzyklen an. Der hl. Erzengel Michael
empfiehlt zusammen mit dem Ölbergsengel, der den Opfer- und
Leidenskelch, den Segenskelch (Bild links)
hält, die Armen Seelen im Fegefeuer dem milden Richter Christus mit den
Bitten, die auf einem Band in die Holzschnitzerei des Altares
eingelassen wurden"ORA PRO NOBIS, REQUIEM AETERNAM DONA EIS DOMINE,
DEFENDE NOS - Bitte für uns, Herr gib ihnen die ewige Ruhe, schütze
uns". St. Michael stürzt
den Satan hinab in die Hölle. St. Michael schirmt und schützt die hl.
Kirche Gottes, symbolisiert durch die alte Barock- und Vorbarockkirche
von Floisdorf (Bilder darunter)
.
St. Michael kniet bittend vor Christus. Diese dreifache Darstellung des
hl. Erzengels Michael auf einem Altar knüpft nicht nur an
mittelalterliche Altarbilderzyklen an, sondern zeigt auch die
einzigartige Personhaftigkeit, die Fülle und Kraft der Engelnaturen,
speziell des hl. Erzengels Michael, ganz nah dem dreipersönlichen Gott.
Dieser Seitenaltar wird zumeist "Armseelenaltar" genannt. Die Frau in
der Mitte des Fegefeuers, die der Erlösung nahe zu sein scheint, könnte
die Mutter des Pastors Ceslaus Schneider darstellen, die 19 Jahre
lang ihrem geistliche Sohn in Malmedy den Haushalt
geführt hatte und
nach dem 1. Jahr in Floisdorf in der Pastorat gestorben ist, gerade zu
der Zeit, als die Kirche gebaut wurde und Ceslaus Schneider seine 12
bändige Thomas - Summa "Die katholische Wahrheit" vollendete. Vor dem
Armseelenaltar brennen bei Exequien immer viele Kerzen, beim
Sechswochenamt und bei großen Jahrämtern, am Allerheiligentage, wurde
dort das "Libera", die "absolutio ad tumbam", die Lossprechung über die
Verstorbenen, gesungen. Der Armseelenaltar ist zugleich Herz-Jesu-Altar,
er hat als Mittelpunkt Jesus, den milden Richter. Der kirchlichen
Vorschrift, daß eine bildliche Darstellung unseres Herrn nur dann als
Herz-Jesu-Bild anzusehen ist, wenn das Herz sichtbar ist (Decreta
authentica n. 436 der Kongregation der Ablässe vom 12.1.1878) war früher
entsprochen durch eine Kostbarkeit aus der alten Floisdorfer Kirche,
ein
silbernes Barockherz mit den Initialen J.M.J (Verbleib unbekannt). Das
göttliche Herz Jesu ist zugleich das menschlichste Herz, in innigster
Liebe mit allen Menschen, besonders den heiligsten Menschen, Maria und
Joseph verbunden. Über dem Tabernakel dieses Seitenaltares stehen auf
zwei aufgesetzten Wappenschildern die beiden
Buchstaben "A" und "P", wohl gleich "Ave Pankratii ! - Sei gegrüßt Pankratius !"(Bild rechts mit der Pankratiusreliquie).
Diesen Tabernakel bestimmte Ceslaus Schneider für die Reliquien des hl.
Martyrers Pankratius, des Pfarrpatrons. Also ist dieser Altar des
Pfarrpatrons zugleich auch Martyreraltar. Darum ist auch wesentlich für
die Gesamtschau der Kirche in der Ausmalung über diesem Altar der
Siegeskranz mit den beiden gekreuzten Martyrerpalmen und der Umschrift:
"PALMAE IN MANIBUS EORUM -Palmen in ihren Händen" (Bild links).
An
der Wand im linken Querschiff steht entsprechend: ,,QUASI FLORES
ROSARUM IN DIEBUS VERNI - Wie Blüten der Rosen in den Tagen des
Frühlings" (Bild links)
nach dem 3. Responsonum der 1. Nokturn des Rosenkranzfestes: ,,Et sicut
dies verni circumdabant eam flos rosarum et lila convallium - Wie an
Frühlingstagen ist sie umgeben von Rosenblüten und Lilien vom Tal.", und
nach der 5. Vesperantiphon desselben Festes: ,,Viderunt eam filiae Sion
vernantem in floribus rosarum, et beatissimam praedicaverunt -die
Töchter Sions sahen sie den Frühling bringen zwischen den Rosen, und
priesen sie als die seligste". Den drei Palmbüscheln über dem Armseelenaltar entsprechen drei Rosenstauden über dem Marienaltar (Bild links).
Der Marienaltar ist gleichzeitig Rosenkranzaltar, geweiht der Kögin des
hochheiligen Rosenkranzes. Maria reicht den Rosenkranz dem hl.
Dominikus, der vor ihr und ihrem göttlichen Sohne, dem segnenden
Jesuskind, auf dessen Antlitz die göttliche Majestät und sein
Erlöserlicht aufleuchtet, auf den Knieen liegt (Bilder unten).
Ihm gegenüber kniet die hl. Katharina von Siena, als Vertreterin aller
Töchter des hl. Dominikus in seinem 2. und 3. Orden. Als
Thronassistenten der Rosenkranzkönigin stehen rechts zu Seiten des hl.
Dominikus St. Petrus Martyrer der 1. Blutzeuge des Dominikanerordens,
mit dem im Sterben mit eigener Hand mit seinem eigenen Blut
geschriebenen ,,CREDO IN UNUM DEO - Ich glaube an den einen Gott" auf
der Schriftrolle. Zur Linken steht die hl. Elisabeth von Thüringen, die
Vertreterin des befreundeten Ordens der Franziskaner, dargestellt mit Rosen im Gewand und
Brot verschenkend (hindeutend auf das bekannte Rosenwunder der
Heiligen), als die große deutsche Caritas Heilige. Im Tabernakel des
Rosenkranzaltars hat Pastor Ceslaus Maria Schneider seinerzeit Relquien
von Dominikanerheiligen deponiert, von St. Dominikus, St. Thomas und vom
seligen Sebastianus Maggi, sowie von anderen Heiligen. Der Marienaltar
ist Bruderschaftsaltar der "Bruderschaft des heiligen Rosenkranzes der
allerheiligsten Jungfrau Maria", die von Pastor Dr. Schneider am 2.März
1892, zur Zeit der Kirchenkonsekration, gegründet wurde. Bis zu seinem
Tode 1908 hat Pfarrer Schneider 518 Mitglieder aufgenommen aus Floisdorf
und der engeren und weiteren Umgebung bis Paderborn, Köln, Krefeld,
Kevelaer, Niederprüm, Duisburg, Koblenz und Bonn. Heute noch feiert die
Pfarre das Rosenkranzfest am ersten Sonntag im Oktober mit einer
feierlichen Andacht und einer sakramentalen Prozession durch den Ort.
Nach ersten Plänen sollte der Rosenkranzaltar ursprünglich anders
gestaltet werden. In ihm sollten die 15 Geheimnisse des Rosenkranzes
bildlich dargestellt werden. Weil dieser Plan zu aufwendig war, ließ
sich dieses Vorhaben nicht verwirklichen. Beide Altäre sowohl der
Rosenkranzaltar wie der Armseelenaltar wurden vom Bildhauer Leo Croe aus
Aachen in den Jahren 1898 bzw 1900 hergestellt. Der Hochaltar ist ein Geschenk einer wohlhabenden Malmedyer Bürgerin (Bild links Karfreitag, rechts im Osterschmuck).
Der Altar ist im romanischen Stil nach Zeichnungen angefertigt worden.
Die Mensa, die auf vier Säulen steht, und der Altarunterbau sind aus
Stein, der Tabernakel ist aus Eisen, die Tabernakeltür ist mit
christlichen Symbolen geschmückt und vergoldet, unter dem Tabernakel
steht "HIC EST PANIS QUIDE COELO DESCENDIT - Dies ist wahrhaft das Brot,
das vom Himmel herabgestiegen ist". Der Altaraufsatz ist aus Eichenholz
und stark vergoldet. Die beiden Türen der
Aufsatznische über dem Tabernakel
sind ganz vergoldet und mit christlichen Brot- und Weinsymbolen
geziert, auf der Innenseite der Türen sind zwei Engel abgebildet, die
bei geöffneten Türen und ausgesetzem Allerheiligsten betend neben der
Monstranz zu schweben scheinen (Bild links).
Im Bogen über der Nische steht ,,ECCE PANIS ANGELORUM - Siehe das Brot
der Engel". In schreinähnlichen Altaraufbauten sind neben dem Tabernakel
die vier Evangelisten mit ihren symbola evangelii (Ezechiel 1,10)
dargestellt. Ganz links der hl. Matthäus mit dem Kind - Hinweis auf die
Kindheitsgeschichte, den Stammbaum Jesu (Anfang des Matthäus -
Evangeliums, Mt 1-2). Daneben links neben dem Tabernakel der hl. Markus
mit dem Löwen - Wüstenszene Predigt Johannes des Täufers (Anfang des
Markus -Evangeliums, Mkl,2 ff). Rechts neben dem Tabernakel der hl.
Lukas mit dem Stier - hindeutend auf die Opferszene im Tempel bei der
Prophezeiung der Geburt Johannes des Täufers (Anfang des Lukas -
Evangeliums, Lk 1,5 ff). Schließlich ganz rechts der hl. Johannes mit
dem Adler - Höhenflug der Gedanken im Prolog : ,,Im Anfang war das Wort
... " (Anfang des Johannes - Evangeliums, Joh 1,1 ff). Diese
Darstellungen links und rechts neben dem Tabernakel versinnbilden die
Einheit von cathedra und Altar, Lehre und Leben, Wort- und
Opfergottesdienst, Evangelium und Sakrament in Christus. Angefertigt
wurde der Altar von der ,,Mayerschen königlichen Hof - Kunstanstalt für
kirchliche Arbeiten" in München und im Juli 1891 geliefert.
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Vom
gleichen Hersteller wie der Hochaltar sind die fünf besonders
eindrucksvollen Motivfenster im Chorraum unserer Pfarrkirche. Im Zentrum
die Darstellung des ,,COR JESU - des Herzens Jesu", in ein rotes Gewand gekleidet weist Jesus mit seiner rechten Hand auf sein sichtbares Herz. Ihm zugewandt in den Fenstern rechts und links daneben die Muttergottes, der hl. Joseph und die beiden Pfarrpatrone der hl. Pankratius und der hl. Hubertus. Zur rechten Seite Jesu die Darstellung ,,MARIA IMMACULATA - Unbefleckte
Empfängnis", in ein himmelblaues Gewand gekleidet öffnet Maria
liebevoll ihre Arme, zu ihren Füßen die Schlange, deren Kopf sie zertritt. Links vom Herz- Jesu ,,ST JOSEPHUS". Er ist mit einem
violetten
Gewand gekleidet in seiner linken Hand eine Lilienblüte. Neben dem hl.
Joseph ,,ST PANCRATIUS" der Pfarr - und Kirchenpatron. Der
jugendliche Martyrer ist mit einem vornehmen, römischen Gewand
bekleidet, in der rechten Hand trägt er als Martyrer ein Schwert, in der
linken Hand den für ihn typischen Palmzweig. Neben der Muttergottes ist
der zweite Pfarrpatron ,,ST HUBERTUS" dargestellt als Bischof in einem
roten Priestergewand mit dem Bischofsstab in der linken Hand und den für
ihn typischen Hirschen auf dem rechten Unterarm. Diese fünf Chorfenster
wurden 1891 von der Mayerschen königlichen Hof - Kunstanstalt in
München angefertigt, das Signum im Herz - Jesu Fenster und die erhaltene
Rechnung weisen dies aus. Die Chorfenster, wie auch alle anderen
Fenster der Kirche, wurde 1985/86 restauriert und strahlen seither
wieder in altem Glanz, besonders eindrucksvoll, wenn sie von der
Morgensonne beschienen werden. Eine zusätzliche Schutzverglasung, die
gleichzeitig angebracht wurde, soll die wertvollen Fenster von außen vor
widrigen Einflüssen schützen.
Von dem Kölner Bildhauer August Schmitz ließ Dr. Schneider 1892/93 die große ,,Domkanzel" anfertigen, eine gewaltige "Thomas-Kanzel"
mit aufwendigen Holzschnitzereien reich verziert. An den vier Ecken des
Predigtstuhles sitzen auf ihren Lehrkanzeln nicht wie sonst üblich die
vier Evangelisten oder vier abendländische Kirchenväter, sondern die
Vorläufer des hl. Thomas und der hl. Thomas selbst. Rechts neben dem
Aufgang der hl. Dionysius Areopagita, Martyrer und erster Bischof von
Paris, er wurde Mitte des 3. Jahrhunderts von Papst Fabian nach Gallien
gesandt, als sich dort die verfolgte Kirche zu erholen begann. Bei einer
neuen Verfolgung erlitt er den Martyrertod. Die Erzählungen über die
außergewönlichen Umständen seines Martyriums, wie das Tragen des eigenen
Kopfes zur Begräbnisstätte (oft in der Kunst wie auch an unserer Kanzel
dargestellt), sind legendär. Dann der hl. Augustinus, nach Dominikanerart wie auf den Bildern Fra Angelicos dargestellt
mit der großen Schreibfeder in ein Buch -Vom Gottesstaat- schreibend.
Der hl. Augustinus ist einer der vier abendländischen Kirchenlehrer,
geb. am 13.11.354 und gest. am 28.08.430. Er gilt als der größte
Philosoph der Väterzeit und als der genialste, einflußreichste Theologe
der Kirche. Nach der religiösen Seite ist der hl. Augustinus eine reine,
ernste, religiös-ethische Persönlichkeit von ungewöhnlicher
Selbsterkenntnis und Selbstbeherrschung,
ein Seelenhirte voll glühender Gottes- und Nächstenliebe. Nach der
wissenschaftlichen Seite zeigt er sich als Denker von genialer Intuition
und feinsinniger psychologischer Beobachtungsgabe. Ferner ist der
Missionar-, Seelsorger- und Ordenspapst Gregor I., der Große, um 540 bis
604, Selbsterkenntnis und Selbstbeherrschung,
ein Seelenhirte voll glühender Gottes- und Nächstenliebe. Nach der
wissenschaftlichen Seite zeigt er sich als Denker von genialer Intuition
und feinsinniger psychologischer Beobachtungsgabe. Ferner ist der
Missionar-, Seelsorger- und Ordenspapst Gregor I., der Große, um 540 bis
604, dargestellt. Gregor der Große besaß durch seine Schriften tiefen
Einfluß auf das ganze Mittelalter. Bedeutsam ist seine Stellung auch in
der Liturgiegeschichte durch seine Reform der Messe, er wurde der
Begründer des gregorianischen Gesangs (Gregorianischer Choral), der in
Floisdorf zu besonderen Anlässen immer noch gepflegt wird. Schließlich
links neben dem Aufgang der hl. Thomas von Aquin, geb. am 07.03.1274 als
Sohn eines lombardischen Adelsgeschlecht. Thomas machte auf seine
Zeitgenossen den Eindruck eines ganz überragenden Gelehrten und eines
heiligen, bescheidenen, liebenswürdigen und abgeklärten Menschen. Man
erkennt bei ihm als wissenschaftliche Grundeigenschaft das Streben nach
Erforschung und Erkenntnis der natürlichen und übernatürlichen
Wahrheiten, daher seine Sorgfalt in der Problemstellung, die Tiefe und
Klarheit der Gedanken- und Beweisführung, die Sachlichkeit, ja
Unpersönlichkeit seiner Darstellungsweise. Thomas ist der größte
Aristoteleskenner und -erklärer des gesamten Mittelalters, eine seiner
größten geistesgeschichtlichen Taten ist die Synthese von Augustinus und
Aristoteles. Der hl. Thomas wird oft dargestellt mit den Bischofs- oder
Kardinalsinsignien zu Füßen, weil er kirchliche Würden von sich wies,
vor einer Monstranz, einem Kelch oder (wie an unserer Kanzel) mit einem
Buch und der Sonne auf der Brust, als derjenige, der die Kirche
erleuchtet. An der Kanzel sind vier Kirchenlehrer dargestellt, mit denen
sich Dr. Schneider zeitlebens intensiv beschäftigte und über die er
zahlreiche Schriften und Bücher veröffentlicht hat. Auf der Aufgangstür
der Kanzel sind der hl. Apostel Petrus und der Völkerapostel Paulus
dargestellt. Im Aufgang des Predigtstuhls schwebt an der Decke des
Baldachins in Gestalt einer Taube der Heilige Geist.
In
der Mitte der Kirche der Lumen - Christi - Leuchter. Auf den 12
Wappenschilden unter den zwölf Kerzen der Freudenruf der Osternacht
,,LUMEN CHRISTI - Licht Christi". Bei der Restaurierung der Kirche wurde
die Installation von elektrischen Kerzen wieder entfernt und wie
ursprünglich wieder Wachskerzen aufgesetzt. Dies entspricht dem
eigentlichen Sinn des Leuchters, zu dem nahm das grelle elektrische
Licht dem Organisten die Sicht in den Altarraum. Der Leuchter ist aus
Messing gearbeitet und stammt aus der ,,Werkstätte für kirchliche
Geräthe und Gefäße im mittelalterlichen Style" von A. Weber aus Aachen,
er wurde 1891 von Dr. Schneider erworben.
Die
Kreuzwegstationen sind auf Kupferblech gemalt Ölbilder. Sie zeigen ein
oft zu findendes Bildmotiv. Allerdings sind die Kreuzwegbilder in
unserer St. Pankratius - Kirche sehr groß, früher als jedes einzelne
Bild noch einen eigenen, schweren Rahmen besaß wirkten sie noch größer,
noch wuchtiger, sie beherrschten den ganzen Kirchenraum. Bei der
Restauration der Kirche wurden die Stationen teilweise in Gruppen von
drei Bildern zusamengefaßt und in der hinteren Häfte der Kirche
aufgehängt. Der Beichtstuhl, die Kirchenbänke und auch die beiden
Chorstühle vorne im Chor stammen ebenfalls aus der Zeit, als die Kirche
erbaut wurde, und passen somit im Stil und in der gesamten Verarbeitung
genau in unsere Kirche hinein. Sie wurden von Oswald Schmidt aus
Marmagen (Eifel) 1895 angefertigt.
Das
große vergoldete Missionskreuz mit der Aufschrift ,,RETTE DEINE SEELE
MISSION 1909" hängt jetzt wieder im Gewölbebogen über der Kommunionbank,
1973 hatte es einen unauffälligen Platz an der Rückwand des rechten
Seitenschiffes erhalten. Es ist mit Ornamenten verziert und zeigt in der
Mitte den mahnenden Christus mit einem aufgeschlagenen Buch auf dem
Schoß, in dem zu lesen ist ,,Wachet, denn ihr kennt weder den Tag noch die Stunde". Das Kreuz wurde hergestellt vom Maler Felix Schröder aus Recklinghausen und vom Nachfolger Dr. Schneiders Pfarrer Kloth anläßlich der Volksmission 1909 angeschafft.
Der Taufstein (Bild links) neben dem Rosenkranzaltar stammt vermutlich noch aus der alten St.
Pankratiuskirche, die Form und die Gestaltung der Abdeckhaube lassen darauf schließen.
An der Wand im rechten Querschiff hängt ein großes Gemälde, das die Grotte in Lourdes darstellt (Bild rechts).
Dieses Bild wurde ursprünglich zur Gestaltung des Klassenraumes in der
ehemalige Schule des Ortes (heute Dr. Ceslaus Schneider Haus) verwendet,
wenn der jetzige Pfarrer Jumpertz Lourdespilger zum jährlichen
Lourdes-Erinnerungstag nach Floisdorf einlädt und dieser Raum als
Aufenthalts- und Speiseraum für die Gäste dient. Seit einigen Jahre hat
dieses Bild seinen Platz in der Kirche, es wurde gemalt vom
einheimischen Maler Franz Kruse.
Besonders erwähnenswert ist noch die Orgel unserer Pfarrkirche (Bild links). Sie
wurde in den Jahren 1900 - 1903 vom bekannten Orgelbauer Franz-Joseph
Schorn (1834-1905) aus Kuchenheim bei Euskirchen angefertigt, sie ist
eines der letzten Instrumente, das Schorn fertigstellte. Die
ursprünglichen Pläne wurden zum Teil nach Vorstellungen und speziellen
Wünschen des Pfarrers Dr. Schneider
verändert und in die Kirche eingepasst, wie die Anordnung der Pfeifen zeigt. Die Orgel besitzt zwei Manuale und 16 Register, das Bemerkenswerte ist, dass es sich um eine rein mechanische Orgel handelt (Bilder unten). Diese Tatsache verhalf der Pfarre auch zu einer großzügigen finanziellen Unterstützung aus öffentliche Geldmittel bei der Restaurierung der Orgel Ende der achtziger Jahre durch die bekannte
Eifeler Orgelbaufirma Weimbs.
Für die Zeit der Gewölberestaurierung mußte die Orgel im Dezember 1995
erneut abgebaut und außerhalb der Kirche gelagert werden, um sie vor
einer Beschädigung bei den umfangreichen Sanierungsarbeiten zu schützen.
Erst zu Ostern 1998 erklang sie wieder in der Pfarrkirche.
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Ein schlesischer Thomasinterpret (von Pfarrer Friedrich Feldhaus)
Archiv für schlesische Kirchengeschichte Bd. XXII 1964,
ergänzt durch Material aus dem Pfarrarchiv Floisdorf
ergänzt durch Material aus dem Pfarrarchiv Floisdorf
Ceslaus
Schneider wurde am 5. Mai 1840 in Brieg in Schlesien geboren als Sohn
der Eheleute Ignatius Schneider und Dorothea Klier. In der Taufe erhielt
er die Namen Richard Florian Alexander. Von seinem Vater,
Militärkapellmeister im 51. Infanterie Regiment, hatte er gewiß die echt
schlesische, musische Art ererbt, von seiner Mutter, "piissima mater -
frommste Mutter", wie er sie im liber mortuorum (Sterberegister)
der Pfarre Floisdorf nannte, die tiefe Frömmigkeit. Er absolvierte mit
glänzendem Erfolg das Gymnasium seiner Vaterstadt. Richard Schneider
begann das theologische Studium in Breslau. Die Verhältnisse an der
theologischen Fakultät der Breslauer Universität waren damals infolge
der Streitigkeiten zwischen den Professoren Dr. Johannes Baltzer und Dr.
Franz Bittner, denen beiden die missio canonica (kirchliche Lehrerlaubnis) 1860 entzogen wurde, sehr unerfreulich (vgl. E. Kleineidam, Die kath. - theol. Fakultät der Universität Breslau 1811-1945. Köln 1961. S.61).
Es ist daher verständlich, daß Schneider sich nach zweieinhalbjährigem
angestrengtem Studium, zumeist durch die Wirren der theologischen
Fakultät veranlaßt, nach Rom wandte und am 22. Oktober 1861 ins
Germanikum eintrat (J.Jungnitz, Die Breslauer Germaniker. Breslau 1906 S.359).
Am 14.Juli 1864 promovierte er im Alter von 24 Jahren zum Dr. phil. an
der Gregoriana unter den Jesuitenprofessoren Molza, Perrone, Caretti,
Tedeschini, Palmien, Provenzah und Foglini. Am 6. September erhielt er
den Titel eines Doktors und Magisters. ,,Doctor in philosophica creatus
est: notas habuit sufficientes, sed minime honorificas - Doctor der
Philosophie bestanden: er hat ausreichende Noten, jedoch mit kleinstem
Erfolg" ! (Diplom im Pfarrarchiv Floisdorf).
Wie wenig solche Examenszensuren zu bedeuten haben, zeigt die Tatsache,
daß der berühmte Philosoph und Spinozaforscher P. Stanislaus von Dunin -
Borkowski SJ. im Philosophicum durchfiel (Anm. des Herausgebers des Archivs für schlesische Kirchengeschichte).
Da er inzwischen zur Überzeugung gekommen war, daß er zum Ordensstand
berufen sei, verließ er am 28. Mai 1865 das Germanikum und trat am
folgenden Tag in das Noviziat der Dominikaner bei St. Sabina in Rom ein (Freundliche Mitteilung des Herrn Dr. Michael Schlede in Rom. Biblothekar des Germanikums 1962, Archiv des Kollegs).
Er erhielt im Orden den Namen des ersten schlesischen Dominikaners, des
seligen Ceslaus, des Apostels Schlesiens", des Beichtvaters der hl.
Hedwig, wie der hl. Hyacinth polnischer Nation aus Schlesien. Schneider
wurde gegen Ende des Jahres 1867 in den Konvent in Düsseldorf versetzt
und am 16. Februar 1868 in Köln zum Priester geweiht. Nach gänzlicher
Vollendung seiner Studien machte er in Löwen im Immaculata - Kolleg der
Dominikaner, das später der dortigen Universität eingegliedert wurde, -
Mitte März 1870 das Doktorexamen in der Theologie. Am 17. März 1870
wurde er ebendort vom Proregens Barthier und den Lektoren Baudewyn,
Deckers und Wummenauth als Lektor (Hochschullehrer) der Philosophie und
Theologie anerkannt (Urkunde im Pfarrarchiv Floisdorf).
Wegen seiner Familienverhältnisse trat er noch im selben Jahre 1870 mit
Erlaubnis seiner Oberen aus dem Dominikanerorden aus. Als Schneider
1865 in den Orden eintrat, war für seine Mutter durch seinen jüngeren
Bruder Max gesorgt. Doch dieser versagte bei dieser Aufgabe und so
verließ Ceslaus den Orden, um seine Mutter zu sich zu nehmen. Er wurde
in die Erzdiözese Köln aufgenommen und erhielt zunächst eine Anstellung
als Vikar in Malmedy, dem Hauptort der preußischen Wallonie, der damals
noch zur Kölner Erzdiözese gehörte. Ob der Kriegsausbruch den jungen
Schlesier im franzosenfreundlichen und preußenfeindlichen Löwen
überrollt hat? Ob er noch kein stabiles Verhältnis zur deutschen
Dominikanerprovinz gefunden hatte? Jedenfalls noch während des deutsch -
französischen Krieges begann er seine Seelsorgetätigkeit unter den
Wallonen. Dr. Schneider hat 19 Jahre in Malmedy, der alten Reichsstadt,
als Vikar gewirkt. Während des Kulturkampfes trat er für die Rechte der
Kirche ein, sein Widerspruch gegen die Maigesetze (Bismark
will 1871 die innerkatholische Krise um das Unfehlbarkeitsdogma, das zur
Abspaltung der Altkatholiken führte, nützen. Zahlreiche Gesetze richten
sich gegen die Wirksamkeit der Kirche im öffentlichen Leben. Es kommt
zu Polizeimaßnahmen und Verhaftungen selbst von Bischöfen. 1878 braucht
er im Reichstag die Stimmen des katholischen Zentrums, er beendet den
Kulturkampf, dessen Gesetze zum Teil wieder abgebaut werden)
brachte ihm mehrere Prozesse ein. 1874 gründete er den ersten
Arbeiterverein, einen Bildungs- und Musikverein, die "Harmonie la
Fraternié societe ouviere" (Schrift der "Fraternite Harmonie societe ouvriere" , Malmedy 1969, S. 7ff).
Nach langen Jahren des Schweigens und gründlichen Studiums erschien von
1883 an eine große Zahl bedeutender philosophischer und theologischer
Schriften. Bisher sind 32 philosophische, dogmatische (ein Dogma = kirchliche Glaubenswahrheit betreffend), kirchengeschichtliche, katetische (religiösen Unterricht betreffend), aszetische (von Askese = strenge enthaltsame Lebensweise, Selbstüberwindung, Entsagung, Bußübung) und soziologische (die Wissenschaft von den Formen des menschlichen Zusammenlebens und den dadurchhervorgerufenen Verhaltensweisen betreffend)
Schriften von Ceslaus Schneider festgestellt worden. Eines seiner
ersten Werke war "Die praemotio physica nach Thomas von Aquin" (Jahrbuch für Philosophie und spekulative Theologie, Bd 1 (1886) S.135 - 175).
1886 - 1892 erschien sein bedeutendstes Werk ,,Die katholische
Wahrheit", 12 Bände einer deutschen "summa theologica" des hl. Thomas
von Aquin mit drei Ergänzungsbänden über "Die Quellen, der katholischen
Wahrheit", über "Die Unbefleckte Empfängnis Mariens" und über "Die Natur
und die Gnade, die hl. Kirche Gottes" (vgl. Kürschners Deutscher Literaturkalender 1907 S. 1383 - Lexikon für Theologie und Kirche, Bd 9 (1964) Sp. 440).
Seine umfangreiche schriftstellerische Tätigkeit war wohl sehr schwer
mit seinem Amt als Vikar von Malmedy zu verbinden, so lesen wir in einem
Schreiben seines Oberpfarrers an die Erzbischöfliche Behörde vom 14.
November 1888 ,,Das hochwürdigste Erzbischöfliche Generalvikariat bitte
ich ..., den Herrn Vikar Dr. Schneider von hier versetzen zu wollen, ...
. Er hat sich seit den letzten Jahren so sehr der Schriftstellerei
ergeben, daher darüber seine seelsorglichen Verpflichtungen z.B.
Krankenbesuche und Katechese manchmal vernachläßigt. ..." gez Mont
Oberpfarrer (Handschriften aus dem Bischöflichen Archiv des Bistums Aachen).
Um Dr. Schneider ein weiteres wissenschaftliches Arbeiten zu
ermöglichen bot ihm der Erzbischof das Amt des Pfarrers in der kleinen
Eifelgemeinde Floisdorf an, die seit dem 17. Oktober 1888, dem Todestag
ihres Pfarrers Heinrich Schmidt, unter der Pfarrverwaltung des Pfarrers
Aretz aus Eicks und später des Pfarrers Horbach aus Berg stand. Das
Angebot beantwortete Dr. Schneider am 3. März 1889 kurz:
,,Hochwürdigster Herr Generalvikar! Euer Hochwürden erkläre ich hiermit,
daß mich nichts hindert, die besagte Stelle (Floisdorf)
anzunehmen. Ich kenne zwar dieselbe gar nicht, aber ich verehre in der
Verfügung meiner kirchlichen Oberen Gottes Stimme." gez. Dr. C. M.
Schneider. Am 20. April 1889 ernannte der Erzbischof Philippus von Köln
Dr. Schneider zum Pfarrer von Floisdorf, wo er am 3. Mai 1889 eingeführt
wurde. Dr. Schneider wirkte 19 Jahre bis zu seinem Tode als Pfarrer von
Floisdorf. Schon im ersten Jahr seiner Tätigkeit in Floisdorf nahm Dr.
Schneider ein Vorhaben in Angriff, das bereits über Jahrzehnte hin
geplant war, aber nie verwirklicht werden konnte, nämlich den Neubau
einer Pfarrkirche. Pläne und vollständige, detaillierte
Kostenvoranschläge wurden bereits 1869 angefertigt, die Durchführung des
Baues scheiterte aber immer wieder. Dr. Schneider widersetzte sich in
kurzer Zeit allen Schwierigkeit und Einwänden mit Erfolg, so z.B. die
Standortfrage, Dr. Schneider plant die alte, baufällige St. Pankratius -
Pfarrkirche abzureißen und an gleicher Stelle die neue Kirche zu
errichten, die weltliche Behörden der Bürgermeisterei Eicks wollte den
Neubau an anderer Stelle errichtet wissen (im Bereich der heutigen neuen Schule),
Dr. Schneider setzte sich durch und im März 1889 begannen bereits die
Abbrucharbeiten an der alten Kirche. Pfingsten 1890 konnte feierlich der
Grundstein der neuen Kirche gelegt werden, kaum ein Jahr nachdem Dr.
Schneider sein Amt in Floisdorf angetreten hatte. Zu diesem Fest am 25.
Mai 1890 begrüßte man in Floisdorf erstmalig die "Harmonie la
Fraternité" aus Malmedy, den Verein, den Dr. Schneider 1874 in Malmedy
gegründet hatte. Der Verein schenkte Dr. Schneider einen von Mitgliedern
selbst angefertigten Baldachin (Montjoi'er Volksblatt Ausgabe vom 22.05-31.05.1890),
der noch heute bei sakramentalen Prozessionen in Floisdorf benutzt
wird. Auch soll eine wohlhabende Malmedyer Bürgerin Dr. Schneider an
diesem Tag den Hochaltar für die neue Pfarrkirche geschenkt haben. Noch
im gleichen Jahr am 22. November 1890 gründete Pfarrer Schneider den
Gesangverein "Cäcilia". Aus dem dann später im Jahre 1903 unter
Federführung von Dr. Schneider der Musikverein "Cäcilia" hervorging.
Beide Verein sind aus dem kulturellen Leben des Ortes seit dieser Zeit
nicht weg zu denken. Während der Zeit des Kirchbaues 1890 - 1892
vollendete Dr. Schneider sein Hauptwerk ,,Die katholische Wahrheit" die
deutsche Übersetzung der "summa theologica" des hl. Thomas von Aquin.
Seit 1993 ist ein Exemplar des 12 bändigen Werkes im Besitz der
Kirchengemeinde Floisdorf, gefunden und gekauft wurde es in einem
Antiquariat in Amsterdam. Aber noch zahlreiche andere wissenschaftliche
Werke erschienen von Dr. Schneider während seiner Amtszeit als Pfarrer
von Floisdorf. Mit dem Honorar für seine Schriften finanzierte er
Arbeiten am Kirchenneubau, so hat er z.B. die aufwendige Ausmalung der
Kirche aus eigenen Mitteln finanziert (aus dem Nachruf der Pfarre Zum Tode von Dr. Schneider).
Die Orgel wurde in den Jahren 1900-1903 nach seinen Vorstellungen und
Plänen angefertigt und in der Kirche eingebaut. Gegen Ende seines
Lebens setzte der Gesundheitszustand seinem Schaffen
immer engere Grenzen. Dr. Schneider litt an einer Arterienverkalkung
und überstand verschiedene Male einen Schlaganfall. So bat er am 19.
Oktober 1907 den Dechanten Hünebeck, Pfarrer in Mechernich, "Es geht
nicht mehr. Ich bitte Dich, die geeigneten Schritte zu tun, daß ich von
meiner Pfarre entbunden werde. Ich beantrage deshalb bei Seiner
Eminenz meine Pensionierung und die Aufnahme in ein Krankenhaus. Ich
kann nicht mehr die hl. Messe lesen. Das Lesen und
Schreiben wird mir schwer. Ich bin gehindert im fließenden Sprechen. Ich
kann kaum mehr gehen". Sein Pflichtbewußtsein und seine Treue zur
Pfarre ließ ihn aber diesen Entschluß ändern, am 28. November 1907 heißt
es in einem Brief an den Erzbischof: ,,Er will in Floisdorf bleiben;
jeden Sonntag ist ein Pater zur Aushilfe da; die Erstkommunikanten
unterrichtet er im Pfarrhaus; den katechetischen Unterricht in der
Schule gibt der Lehrer". Dr. CeslausMaria Schneider war ein großer Verehrer des hl. Thomas von Aquin und es war ihm eine besondere Freude, an dessen Fest am 7. März die hl. Sterbesakramente zu empfangen, heißt es im Nachruf der Pfarre zum Tode von Dr. Schneider. Am 18. März 1908 starb Dr. Ceslaus Maria Schneider im Pfarrhaus von Floisdorf, er wurde am 23. März auf dem Friedhof in Floisdorf beigesetzt. Auch nach dem Tode lebte seine wissenschaftliche Arbeit und sein überragender Geist weiter. Zu dem Buche von Hans Andre (Prof. Dr. Hans Andre aus Bonn/Venusberg -bis 1944 Ordinarius für Philosophie in Brauschweig- hatte die Freundlichkeit dem Verfasser, Pfarrer Friedrich Feldhaus, am 20.09.1963, wertvolle Mitteilungen über Ceslaus Schneider zu machen) ,,Vom Sinnreich des Lebens" (erschienen bei Otto Müller Salzburg 1952) hat P. Heinrich Maria Christmann O.P., der erste Herausgeber der neuen vielbändigen Thomasausgabe, die Einleitung geschrieben: ,,Ein Forscherweg". Christmann sagt hier, daß für Prof. Andre das Werk von Ceslaus Schneider außerordentlich anregend war und daß Schneider einer der tiefsten Thomasinterpreten ist. Prof. Anton Rohner O.P. in Freiburg (Schweiz) hatte keine Bedenken, ihn in seinen Vorlesungen immer wieder als den größten Theologen des 19. Jahrhunderts zu bezeichnen (Brief von Herrn P. Heinrich Christmann O.P. vom 28.12.1963 im Pfarrarchiv Floisdorf). Hans Andre sagt (in einem Schreiben vom 25.11.1958) : ,,Wie der denkerisch außerordentlich begabte P. Anton Rohner halte ich Ceslaus Schneider für den spekulativ (in abstrakten Begriffen denken) tiefsten Theologen des 19. Jahrhunderts, auch Scheeben und Schell überragend". (Matthias Josef Scheeben, * 01.03.1835 in Meckenheim, Studium am Germanikum der Gregoriana in Rom (vgl. Ceslaus Schneider), 18.12.1858 Priesterweihe, 1859 Rektor der Religionslehre am Institut der Ursulinen in Münstereifel, später Prof. für Dogmatik am Priesterseminar Köln bis zu seinem Tode am 01.07.1888. Scheeben gilt als der historisch und spekulativ begabteste, mystisch innige Theologe der Neuscholastik. Scheebens Ziel ist der zeitgemäße Aufbau einer übernatürlichen, frommen und doch spekulativen Gotteswissenschaft im Geiste der Väter und großen Scholastiker - Hermann Schell, * 28.02.1850 Freiburg Breisg., 1873 Priesterweihe, Prof. in Würzburg für Apologetik -Verteidigung eines Bekenntnisses, Rechtfertigungslehre des christl. Glaubens-, vergleichende Religions wissenschaften und der christl. Kunstgeschichte. Seine Grundideen weisen auf die Trinitätslehre hin. Seine Schriften wurden am 15.12.1898 wegen ihrer allzustarken Verknüpfung mit dem Geiste der Kultur indiziert, Schell unterwarf sich diesem Urteil am 01.03.1899).
Es folgen weitere Wertungen und Kritiken der Werke von Dr. Schneider. Bei Interesse stellen wir Ihnen gerne den vollständigen Text, der im Archiv für schlesischen Kirchengeschichte 1964 erschienen ist , und eine Liste der uns bekannten Veröffentlichungen von Dr. Schneider zur Verfügung.
Kurze Anfrage genügt
an:.......... Johannes-Inden@t-online.de
Floisdorf, Vogteistr. 41
D-53894 Mechernich
Zum Schmunzeln : Kleiner Zeitungsartikel aus der Zülpicher Zeitung vom 22. Juli 1893 :
Floisdorf, Vogteistr. 41
D-53894 Mechernich
Zum Schmunzeln : Kleiner Zeitungsartikel aus der Zülpicher Zeitung vom 22. Juli 1893 :
Weitere Informationen zu Dr. C.M. Schneider :
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