Floisdorf, an den Ausläufern der Nordeifel gelegen, gehört zur Stadt Mechernich im Kreis Euskirchen in NRW. Das Dorf selbst liegt in einer Bachquellmulde und ist umgeben von Ackerland.
Im Ort selbst kreuzen sich zwei Kreisstraßen, die K10 sowie die K20. Das Ortsbild ist durch Sandsteinhäuser sowie durch Fachwerkbauweise geprägt.
Schon 893 wurde der Ort Flavedesdorph (daneben direkt verkürzt zu Fladesdorpht) erstmalig im Prümer Urbar erwähnt, steinzeitliche Funde lassen jedoch vermuten, dass sich in Ortsnähe bereits eine Niederlassung befunden haben könnte. In der Gemarkung befanden sich auch Reste einer römischen villa rustica, die jedoch Ende des 19. Jhdt. entfernt wurden.
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Aus: Floisdorf, Grundzüge seiner Geschichte, Dr. Hans-Werner LANGBRANDTNER, Archivberatungsstelle Rheinland
Der Urkataster von Floisdorf von 1823 bietet die erste genaue Aufnahme der Flur und der Ortslage. Er gibt Auskunft über die Parzellierung der Flur, die Besitzverhältnisse und die Nutzung der Parzellen mit Angabe von Ackerland, Wiese und Weide oder Wald sowie über die Lage von Grundstücken und Häusern im Ort selbst. Jedoch muß man sich bewußt machen, daß die Flur nach den Flurbereinigungsverfahren von 1907/11 heute so nicht mehr besteht. Schon die Flurstruktur von 1823 war das Ergebnis einschneidender Veränderungen: Die Säkularisierung der Klosterbesitzungen hatte zur Beschlagnahme seitens des französischen Staates 1804 und zur
Veräußerung an Privatleute geführt. Besitzstrukturen änderten sich, große ehemals grundherrliche Güter wurden parzelliert. Der Kataster von 1823 stellt die Flur nach diesem Umbruch dar. Im Ort gibt es 24 Fachwerkhäuser. Das älteste erhaltene ist in das 17. Jahrhundert zu datieren (Zehntstr. 1 Bild rechts). In einem Haus liegt möglicherweise ein Restbestand an Fachwerk aus dem 16. Jahrhundert
vor (Brunnenstr. 24 Bild links). Sonst aber dominiert im Hausbestand des späten 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts der Bruchsteinbau aus Muschelkalk, z.T. mit Sichtfassaden, Fenster- und Türgliederungen aus Buntsandstein oder Backstein.
Die Form des ländlichen Siedlungsbildes hat sich in der Gegenwart mangels neu ausgewiesenen Baulands wenig gewandelt. Neben Neubauten in der Ortslage, die sich überwiegend dem alten Baubestand anpassen, sind die neue Schule von 1964 (heute Dr. Dorfgemeinschaftshaus), die ausgesiedelten Wirtschaftsgebäude des Hofes Inden (1982), die Erweiterung der Wirtschaftsgebäude Schnitzler (1980) und der Schreinerei Züll (1998), ferner die Auslagerung des Gartenbaubetrieb Frings (1969), sowie die Gebäude der Bau- und Lohnunternehmer H & P Schilles in Richtung Schwerfen (1989) zu nennen, hinzukommen noch einige wenige Häuser am Ortsausgang in Richtung Berg.
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Der Ortsname
Aus : Die Ortsnamen des Landkreises Schleiden, G. MÜRKENS
Aus : Die Ortsnamen des Landkreises Schleiden, G. MÜRKENS
Eine
ursprünglichere Namensform ist Flavadestorp
(Annalen 26, 5. 338), die wir in einer Urkunde des Jahres
922 finden. Danach bedeutet Floisdorf "Dorf des
Flavohad oder Flavad". Zur Beurteilung dieses
altdeutschen Namens erinnere man sich daran, daß die
Westfranken das lat. Wort flavus "blond"
übernahmen und damit neue Personennamen bildeten. So
erscheinen im frühen Mittelalter damit
gebildeten Vollnamen wie Flavibert = "blond +
glänzend", Flavard = Flavohard = "blond
+ stark, der starke oder sehr blonde Mann". Dem
überlieferten Vollnamen Flaochadus = Flavohadus
entspricht, abgesehen von der lat. Endung, Flavohad, der
urspr. Name unseres Ortsgründers. Der zweite Wortteil
dieses Namens ist germanisch hathu oder hadu = "Kampf",
so daß Flavohad eigentlich = "blond + Kampf",
hier "blonder Kämpfer" bedeutet. Diesen Namen wird sich ein blonder Franke beigelegt haben. |
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Hirschgeweih mit Kreuz
Zeichen des 2. Pfarrpatrons
des hl. Hubertus
893 erste urkundliche Erwähnung : | "Fladesdorpht" bzw "Flauedesdorpht" |
Ein Lehnsmann der Abtei Prüm, mit
Namen Wernarius, besaß in "Fladesdorpht"
(bei der zweiten Nennung "Flauedesdorpht"
geschrieben) zwei Höfe, von denen jeder 9 Denare zahlte
und 1 Karren lieferte.
Quelle: Prümer Urbar, Güterverzeichnis der
Abtei Prüm
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11.08.922 | "Flavadestorp" |
Hermann
I., Erzbischof von Köln, versetzt die durch die Ungarn
vertriebenen Nonnen von Gerresheim in das Kloster der
11000 Jungfrauen zu Kön, nimmt sie in den Schutz des hl.
Petrus und bestätigt die Güter und Einkünfte der
vereinigten Klöster u. a. 1 Hof durch Schenkung
Berengers, des Sohnes Martins und seiner Frau aus "Flavadestorp"
Quelle:
Annalen 26/27.Heft 1874 S. 334
|
1222 | "Vlazdorp" |
Die
Äbtissin Benedicta von St. Ulrich verzeichnete als
Wohltäter ihres Stiftes einen Laien Wineman, für dessen
Memorie das Stift aus "Vlazdorp"
jährlich 15 Schillinge und 5 Malter Weizen erhielt.
Quelle:Lac. Arch. III.
S.140
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1307 | "Vlaezdorp" |
Der
Äbtissin Odilia und ihrem Kloster Bürvenich überließ
der Kölner Domthesaurar Heinrich von Heinsberg 30 Mg.
Ackerland bei "Vlaezdorp",
die von ihm und der Domkirche der dort wohnende Laie
Matthias erhalten hatte, in Erbpacht gegen einen
Jahreszins von 1 Mltr. Hafer, 12 Kölner Denaren, 2
Hühnern und bei jedem Äbtissinnenwechsel das sogenannte
Gewerf, eine Abgabe in Höhe der jährlichen Erbpacht
Quelle: St. Arch.
Düsseldorf Bürvenich Urk. 5
|
1419 | "Vluisdorp" |
Die
Äbtissin von Bürvenich, Ydberg von Irnich, verpachtete
die Hälfte einer Hofstatt gegenüber dem Hofe ihres
Klosters in Floisdorf nebst Landwein auf 91 Jahre an die
Eheleute Peter und Gertrud Halfen mit 2 Parzellen
Ackerland gegen eine Abgabe von 8 Mltr. 4 Sbr. Hafer und
2 Zinshühnern
Quelle: St. Arch. Düsseldorf Bürvenich
Urk. 8
|
04.04.1478 | "Vlaistorp" |
Vincenz
von Swaenenburg, Sohn des Ritters Gauwyn, schliesst einen
Ehevertrag mit Alveradis von Palant (Witwe Heinrichs von
Drachenfels); der Bräutigam bringt 300 Gulden Erbrente
ein, nämlich 75 Gulden und 2 Malter Erbsen von dem
Zehnten zu "Urkunde aus dem
Vlaistorp"
Quelle: gräflich v.
Mirbach'schen Archiv zu Harff aus Annalen 57. Heft 1893
S. 147/148
|
09.05.1491 | "Flaisdorf" |
Ritter
Vincenz von Swaenenberg Burggraf des Landes Limburg
Amtmann zu Erproide Marschall verspricht, seinen Schwager
Joh. Von Palant Herrn zu Wildenberg und zu Berge, der
sich für ihn bei Dietr. von Burtscheid Erbhofmeister des
Landes Jülich wegen des Jehnten zu "Flaisdorf"
im Amt Nideggen verbürgt hat, vor allem Schaden zu
bewahren.
Quelle: Urkunde aus dem gräflich v.
Mirbach'schen Archiv zu Harff aus Annalen 57. Heft 1893
S. 183
|
29.06.1493 | "Vlaisdorp" |
Die
Eheleute Michel van den Bongart und Eiffe Beissels van
Gymmenich machen ihren Ohm und Schwager Ritter Werner van
den Bongart zum helder eines Erbkaufbriefes, sprechend
auf 40 oberl. Rheinische Gulden des Herzogs Gerart von
Jülich und seiner Gemahlin Sophia von Sassen, angewiesen
auf die Dörfer Berg und "Vlaisdorp"
im Amt Nideggen
Quelle: Krudewig:Übersicht über den Inhalt
kleinerer Archive der Rheinprovinz Bd XIX (51) Archiv
Schloß Eicks
|
Ende 15. Jhd | "Flaestorpf" |
1)
Dit sind die namen der ghenyge van "Flaestorpf"
, die erfbroider (Erbbrote) zu Eicks in die kyrch zu
behoif der armen jaers zu geben ...... 3) Volgen die
erffbroder, do der kyrch zu Eicks ain dem dorp Flaestorp
zu St. Marthins missen in behoif der armen inkomendt
Quelle: Krudewig:
Übersicht über den Inhalt kleinerer Archive der
Rheinprovinz Bd XIX (78) Archiv Schloß Eicks
|
1508 |
Das
Kloster Mariawald kaufte von den Junkern Edward Hetzen,
"Erbduyrwerder" des Erzbischofs von Köln, und
dessen Schwager Walter Ilhem, Schöffen zu Bonn, der auf
dem Schloß Meitichoven bei Bonn wohnte, und dessen
Söhnen Ludwig und Adam, ein unbewohntes Haus oder
Schloss bei der Kirche zu Floisdorf, das frei Hünninger
Gut genannt. Dieser Ankauf ist wohl rückgängig gemacht
worden, weil das Gut 1509 noch im Besitz der von Ilhem
war, diese gaben damals das Gut für 4000 Goldgulden in
Erbpacht an den Junker Gerhard von Berg.
Quelle: Quix, Hengebach
S.29
|
24.07.1550 | "Floissstorff" |
Hilliger
van Floissstorff, M. der Smyt berichten:
"Floissstorff" bi Berg ist eine capell der
moderkirchen Eix underhoerich und Heinrich van Rurich ist
der moderkirchen und capellen collator. Hait die capell
hern Leonhart vam Berg gegeven, der davan gezogen und die
capell 2 jair unbedient gelaissen, ......
Quelle: Otto R. Redlich
Jülich-Bergische Kirchenpolitik Bonn 1907
|
05.09.1550 | "Flassdorf" |
"
... . Her Jacob Heyberg, zo Loven geboren in Brabant, ist
zo Herchingen vicecuratus und ist a die Marci in
bedienung gewest, hat zu "Flassdorf"
im land van Guilich under dem ampt
Nidecken 2 jair officiant gewesen, sagt, das er aldair
propter tenuitatem stipendii nit lenger bleiben mogen,
ist zu Luitgen zum priester verordent, hat sin literas
formatas nit bi sich, sondern weren bi sinen aldern zo
Loeven, kunt sie wol bekomen. ...
Quelle: Otto R. Redlich
Jülich-Bergische Kirchenpolitik Bonn 1907
|
1555 |
muß
der Schultheis des Hofes des Ursulinenstiftes zu
Floisdorf aufs Haus Heimbach jährlich 2 Mltr. Vogelhafer
liefern. Von den Früchten, die auf dem Floisdorfer
Hofgerichte abfielen, erhielt der Herzog als
"gewisslicher Vogt von Hengebach" 2 Denare, das
Kapitel von St. Ursula 1 Denar
Quelle: Lac. Arch. III.
S.353
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31.05.1559 | "Flaistorp" |
Christina
v. d. Bungardt Aebtissin, Anna Thorns Kellnerin, Anna
Binsfeld Priorin und der Konvent des Klosters Bürvench
tauschen mit den Eheleuten Joh. V. Houltorp Amtmann zu
Müstereifel etc. Und Veronika Bock v. Lichtenberg
Grundstücke 'hynder dem Bergfrydt' und 'an der Flaistörper
Weide' in den gerichten Bürvenich und Schwerfen.
Quelle: Urkunde aus dem
gräflich v. Mirbach'schen Archiv zu Harff aus Annalen
57. Heft 1893 S. 301
|
1560 |
wurden
16 Mg. Erbgüter zu Floisdorf vom Kloster Bürvenich den
Eheleuten Jaep auf 24 Jahre verpachtet.
Quelle: St. Arch.
Düsseldorf Bürvenich Urk. 9
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1605 |
stifteten
im Kloster Mariawald Frhr. Adam von Gymnich zu Vlatten
und seine Gemahlin Maria von Binsfeld ein Anniversar mit
dem Ackerland, genannt die Kesselskaul, zu Floisdorf
Quelle: Quix, Hengebach
S.38
|
1695 |
1695
war der Bürvenicher Klosterhof in Floisdorf abgebrannt,
die Äcker waren an 5 Private verpachtet, von diesen wren
64 Mg. mit Berücksichtigung des 4. Morgens den Kollekten
unterworfen. Die Pacht betrug früher 100 Mltr. Spelz, 40
Mltr. Hafer Dürener Mass, 2 Zentner Schweinefleisch,
Wein auf 12 Jahre im Wert von 100 Tlr.. Seit 9 Jahren
kamen aber nur 50 Mltr. Spelz ein, vor dem Brande wurde
der Hafer ganz geliefert, jetzt nur 10 Mltr. Aus
vorgenannter Pacht mußte Kloster Bürvenich jährlich an
die Abtei Steinfeld 8 Mltr. Spelz liefern.
Quelle: Binterim &
Mooren II 370 ff.
|
1794 |
Der
Deutschorden (Kommende Siersdorf) besaß 794 zu Floisdorf
2,5 ha Land, Büsche über 10,2 ha, vielleicht 40 ha.
Quelle: Kaiser, kirchl.
Besitz S. 46
|
1795 |
besaß
das Kloster Bürvenich zu Floisdorf 249 Mg.
Quelle: Hauptbuch 1795
S. 23
|
1795 |
besaß
das Kloster Mariawald zu Floisdorf 11 Mg.
Quelle: Hauptbuch 1795
S. 29
|
1802 |
hatte
das Ursulastift zu Floisdorf keinen Besitz mehr
Quelle: Lac. Arch. III.
S.132
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Aus: Floisdorf, Grundzüge seiner Geschichte, Dr. Hans-Werner LANGBRANDTNER, Archivberatungsstelle Rheinland
Floisdorf
liegt im sogenannten Triasdreieck der Nordeifel, das im Süden von Kall,
im Osten von Satzvey und im Nordwesten von Kreuzau bei Düren begrenzt
wird. Die Triasformation gliedert sich in Buntsandstein, Muschelkalk und
Keuper, die erhebliche Auswirkungen auf die Bodengüte haben. Der
Hauptbuntsandstein liefert mit sehr leichten Sandböden die ärmsten, der
Oberbuntsandstein mäßige bis mittelgute, der Muschelkalk gute, aber zum
Teil wegen der Tonschichten sehr schwere und nasse Böden.
Floisdorf
liegt am Übergang der Voreifelhöhen zur Zülpicher Börde. Die Gemarkung
weist einen Höhenunterschied zwischen 400m im Südwesten und 230m im
Nordosten auf. Ihr südwestlicher Teil der Gemarkung hat als Untergrund
Oberen Buntsandstein, der an einer Stelle an die Oberfläche tritt und
als Steinbruch von der Floisdorfer Steinmetzfamilie Drach genutzt wurde.
Hervor tretenden Kalkstein auf dem Tötschberg, im Norden der Gemarkung
(Richtung Berg), nutzte man seit der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts
in gleicher Weise. An beiden Stellen wurden 1938 für den Bau des
jetzigen Pfarrhauses Steine gebrochen, zwischen 1890 und 1914
errichteten die Steinmetze Drach etliche Häuser in Floisdorf in massiver
Bauweise aus diesem Kalk- und Sandstein. Beim Neubau der Kirche 1890/92
fertigten sie z.B. die Portalgewöbe und die Kapitelle aus dem hiesigen
Sandstein.
Die Hügel im
Nordwesten, Norden und Osten tragen Muschelkalk- und Keuperböden,
hingegen der Tötschberg (Richtung Berg) und der Görresberg (bei
Schwerfen) Kalkmagerrasen. Diese nährstoffarme Bodenauflage ist relativ
dünn und trocknet rasch aus. Ursprünglich wuchs an dieser Stelle Buchen-
und Eichenwald, der aber schon im Mittelalter der Rodung zum Opfer
fiel, weil entsprechende Nutzflächen für Schafweiden fehlten. Diese
wurden nicht eingezäunt und nicht gedüngt, man überließ sie sich selbst,
bis sie wieder beweidet werden konnten. Der häufige Schaftrieb
verhinderte ein Nachwachsen von Büschen und Wald.
Der
Tötschberg gehörte zur Allmende (= der ganzen Gemeinde gehörendes Land,
das gemeinsam bewirtschaftet und genutzt wurde) und befand sich im
öffentlichen Eigentum der Dorfgemeinschaft. Ab 1830 verringerte sich die
Schafhaltung schlagartig innerhalb der Bürgermeisterei Eicks von bisher
ca. 2500 Schafen auf den halben Bestand, da die temporären Weiden in
den Ackerbau einbezogen wurden. Die Gemeinde verpachtete bzw. verkaufte
zwischen 1850 und 1870 die Wiesen auf den Kalkhügeln mit der Maßgabe,
sie in Ackerland umzuwandeln, hiervon zeugen noch Lesesteinhaufen. Die
Äcker wurden in der Regel für den Kartoffelanbau genutzt, der in
Floisdorf und Umgebung in den 1820er Jahren einsetzte und ab 1846 auf
einer Fläche von über 300 Morgen betrieben wurde.
Der
Wald der Floisdorfer Gemarkung ist im heutigen Umfang nur ein Relikt
der ursprünglichen mittelalterlichen Bewaldung. Auf den kalkhaltigen
Böden wurde der Wald zugunsten von Weiden, Äckern und vorübergehend
genutzten Ländereien gerodet. Noch 1933 wurde im Rahmen der
Arbeitsbeschaffung der Walddistrikt "Oemt" im Süden der Gemarkung in
Ackerland umgewandelt. Eine planmäßige Forstwirtschaft wie heute gab es
früher noch nicht. Der Wald wurde vielmehr von den Bewohnern sehr
vielfältig genutzt, zur Beschaffung von Brennholz, als Viehweide, zur
Bucheckern- und Fichelmast der Schweine oder für die Beschaffung von
Streu im Stall. Eine typische Form früher Waldnutzung war die
Rottwirtschaft. Auf dem Rottland erfolgte eine wechselnde
Bewirtschaftung mit Feld- und Waldnutzung. Im Frühjahr wurden die zum
Niederwald gewachsenen Bäume zur Brennholzherstellung geschlagen, der
Unterwuchs abgeplaggt und zum Trocknen liegen gelassen. Im Herbst
verbrannten die Bauern die Plaggen zusammen mit dem Laub und Unterholz.
In den mit der Asche gedüngten Böden säten sie Winterroggen, im
folgenden Jahr Hafer. In der nachfolgenden Brachezeit von 10 bis 15
Jahren wuchs aus den Baumstöcken wieder Niederwald heran. Bei dieser
Bewirtschaftungsart verschlechterte sich allmählich der Boden, Hochwald
wuchs nicht mehr.
Die
Niederwaldwirtschaft, eine andere typische Form der älteren Waldnutzung,
diente besonders der Lohegewinnung aus der Eichenrinde. Die
Eichbestände wurden alle 12 bis 20 Jahre auf den Stock gesetzt. Die
Stockausschläge schälte man im Frühjahr zunächst mit dem Lohmesser. Die
auf diese Weise gewonnene Eichenrinde wurde als großes zusammenhängendes
Stück auf einem Stangengestell getrocknet. Die Rinde wurde dann zu Lohe
gemahlen und zur Ledergerbung in den Lohmühlen verwendet. Die
geschälten Stämme, die mit der Axt abgeschlagen wurden (sonst schlugen
die Wurzelstöcke nicht aus), nutzte man als Brennholz, die geraden und
dicken als Bauholz und Weidezaunpfähle. Die Floisdorfer Lohholzungen
waren größtenteils in Gemeindebesitz, sie waren in Lose eingeteilt. Wenn
die Stöcke schälreif waren, versteigerte die Gemeinde die Lose an die
Bewohner. Die Lohegewinnung, im 19.Jahrhundert ein wichtiges
Nebengewerbe mit gutem, aber unregelmäßigen Verdienst und im Dritten
Reich intensiv gefördert, wurde in Floisdorf bis in die Nachkriegszeit
betrieben. Die Lohrinde wurde entweder von Händlern vor Ort aufgekauft
und zur Versendung am Mechernicher Bahnhof verladen oder von den
Bewohnern direkt an die Lohmühlen in Schwerfen und Sinzenich geliefert.
Auf
den ergiebigen Triasböden der Mechernicher Voreifel sowie auf den
höhergelegenen Flächen der Floisdorfer Gemarkung verdrängte der Ackerbau
den Wald. Die älteste Form des Ackerbaus ist die Feldgraswirtschaft,
bei der sich der Getreideanbau mit der Brache abwechselt. In fruchtbaren
Gegenden, wie dem Jülicher Land, hat sie sich als sogenannte
Zweifelderwirtschaft bis in das 18.Jahrhundert erhalten, bei der zwei
Gewanne jährlich als Ackerfeld und abwechselnd einmal als Brachfeld
genutzt wurden. In ärmeren Gegenden, wie der Eifel, und auf den
schlechteren Böden der Voreifel hat sich die Feldgraswirtschaft, bei der
der Boden nach einem Anbaujahr mindestens zwei Jahre brach lag und in
dieser Zeit als Viehweide diente, sehr lange gehalten. Als wesentliche
Neuerung entstand seit der karolingischen Zeit die Dreifelderwirtschaft.
Sie basierte auf einer neuen Form der Fluraufteilung und einem
geänderten Wechsel der Bebauungsflächen: Im Dreijahresturnus wurde ein
Drittel des Ackerlandes mit Wintergetreide (Roggen, Gerste, Weizen), ein
Drittel mit Sommergetreide (Hafer) bestellt. Das letzte Drittel blieb
als Brachland liegen, wurde als Viehweide genutzt und dadurch regelmäßig
gedüngt. Diese Anbaumethode hatte mehrere Vorteile: Sie erlaubte durch
die Frühjahrsbestellung sowohl eine Ausdehnung des Getreideanbaus als
auch einen verstärkten Anbau von Hülsenfrüchten, die den
Stickstoffgehalt des Bodens anreicherten und so zur Bodenverbesserung
beitrugen. Außerdem waren sie wichtige eiweißhaltige Zusatznahrung, die
die Ausmaße der zahlreichen Hungersnöte milderten. Mit dieser Neuerung
war es möglich, mehr Land unter Pflug zu nehmen, ohne den Arbeitseinsatz
wesentlich zu steigern. Die hierdurch vermehrten Erträge stellte die
Ernährung einer seit dem Frühmittelalter stetig wachsenden
Bevölkerungszahl sicher. Auf dem Bürvenicher Klostergut in Floisdorf
werden in den Pachtabgaben nur Hafer und Gerste genannt. Roggen wurde
1551 auf Eickser Höfen in größerem Umfang, Weizen, Gerste und Erbsen
1530 nur in geringem Umfang geerntet. Weizenanbau ist in Floisdorf
erstmals 1222 überliefert, während der Weinanbau an ortsnahen Hanglagen
für die Zeit von 1419 bis 1695 bekannt ist. 1687 bestand beispielsweise
ein Teil der Pachtabgaben des Bürvenicher Klosterhofs aus Wein. 1858
nennt der Bericht der Bürgermeisterei an das Landratsamt Schleiden
folgende Feldfrüchte: Roggen, Spelz, Gerste, Buchweizen, Kartoffeln,
Rüben, Runkelrüben und Kohl. Die Kartoffel als Ackerfrucht ist in der
zweiten Hälfte der 1820er Jahre eingeführt worden.
Gegenwärtig
sind 80% der Nutzfläche Ackerland. Die Niederschlagsarmut im
Windschatten der Hocheifel begünstigte auch in Floisdorf den
konzentrierten Anbau von Braugerste. Dieser Teil der Mechernicher
Voreifel ist das einzige nordrheinwestfälische und zugleich auch das
kleinste deutsche Anbaugebiet für Braugerste. In den 1930er Jahren und
in der Nachkriegszeit war darüber hinaus die Gegend, insbesondere Glehn
und Eicks, für den Pflückerbsenanbau bekannt. Aber der hohe
Arbeitseinsatz bei der Ernte und der Mangel an landwirtschaftlichen
Hilfskräften ließen den Anbau zurückgehen. Die Talniederungen sind von
schweren tonhaltigen, daher nassen Böden geprägt, die erhebliche
Ertragsminderungen zur Folge hatten. In den Jahren nach 1945 schuf man
in Floisdorf Abhilfe, Dränageanlagen entwässerten den Boden und führten
bei Getreide zu einem um 25 % höheren Ernteertrag. Spuren einer lange
Zeit vorherrschenden Agrarverfassung sind auch Feldgartengewanne
oberhalb von Floisdorf am Hangabfall zwischen der Straße nach Eicks bzw.
nach Berg. Hier wurden seit alters auf kleinen Parzellen von
Ortsbewohnern überwiegend Gemüse und Hackfrüchte gezogen, weil die Acker
zur Zeit der Dreifelderwirtschaft größtenteils dem Getreideanbau
vorbehalten blieben.
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Aus: Floisdorf, Grundzüge seiner Geschichte, Dr. Hans-Werner LANGBRANDTNER, Archivberatungsstelle Rheinland
Um 1800 stagnierte die Landwirtschaft. Deutliche
Ertragssteigerungen ließen die bestehende Agrarverfassung nicht mehr
zu, so mangelte es bei überproportionalem Getreideanbau an ausreichender
Düngung. Die Viehzucht war unterentwickelt und die Viehhaltung davon
gekennzeichnet, daß die Weideflächen für den damaligen Viehbestand zu
klein waren und die Stallhaltung sich noch nicht durchgesetzt hatte. Die
Zahl der Rinder stieg im Gebiet der Bürgermeisterei Eicks zwischen 1830
und 1840 um 10% an, nachdem sie sich vorher verringert hatte. Innerhalb
weniger Jahre halbierten sich hingegen die Anzahl der Schafe und
erreichte mit 1090 Stück im Jahre 1830 den niedrigsten Stand. Diese
Veränderungen gehen parallel mit den Bemühungen, die Stallhaltung der
Rinder auch im Sommer einzuführen, die den seit Generationen üblichen
Viehtrieb über die abgeernteten Stoppelfelder Brachen ablöste. Die
Anbaufläche für Getreide und Kartoffeln verringerte sich in dieser Zeit
zugunsten des vermehrten Ausbaus von regulären Weiden und Wiesen zur
Gewinnung und zugunsten des Anbaus von Futterpflanzen. Mit dieser
Entwicklung änderte sich auch die Sozialstruktur im Dorf. Die örtlichen
Verhältnisse von Floisdorf in der Mitte des 19. Jahrhunderts spiegeln
sich in einer speziellen Übersicht der Abgabe und Erwerbsverhältnisse
der einzelnen selbständigen Mitglieder der katholischen Gemeinde
Floisdorf wider, mit der die um eine eigene Pfarrer bemühte Gemeinde der
Regierung in Aachen erfolgreich nachwies, daß die Bewohner das
Pfarrgehalt zahlen konnten.
Danach
wohnten 1851 in Floisdorf: 282 Menschen in 62 Haushaltungen. 54
Haushaltsvorstände waren Männer, 8 waren Frauen. Insgesamt sind 40
Familien mit 1-6 Kindern, 6 Familien ohne Kinder, 5 Witwer mit Kindern, 7
Witwen mit Kindern, 3 ledige Männer und 1 ledige Frau mit Kind
aufgelistet. Die Übersicht vermerkt ferner die Steuerklassen und das
Jahreseinkommen. Danach waren 59 Haushalte steuerpflichtig. Die für
Floisdorf genannten Mindest- und Höhststeuersätze reichten 1851 von
unter 2 Reichsthalern bis zu 8 Reichsthalern. Entsprechend sind 29
Familien mit geringem Einkommen einzustufen, 17 Familien mit niedrigem, 8
Familien mit mittlerem und 5 Familien mit hohem Einkommen. 3 Familien
hatten ein so geringes Einkommen, daß sie nicht steuerpflichtig waren,
sie mußten von der staatlichen Armenverwaltung unterstützt werden, zu
der die Gemeinde Floisdorf einen jährlichen Zuschuß (im Etat von 1854
sind 16 Thaler angegeben) leistete. 12 Haushalte, 10 Ackerer und 2
Handwerker, waren z.T. bis zur Höhe von nahezu einem Jahreseinkommen
verschuldet.
Legt man
den im Verwaltungsbericht des Kreises Schleiden genannten jährlichen
Lebensbedarf von 130 Thalern für eine Familie zugrunde, dann ergibt sich
folgende soziale Schichtung: 12 Haushalte (=19,3%) sind als arm
eingestuft; darunter eine Tagelöhnerin mit einem schwachsinnigen Kind,
die als sehr arm bezeichnet wird. Weitere 11 Familien sind mit einem
Verdienst unter 40 Thalern Jahreseinkommen als arm anzusehen, von denen 6
vom Tagelohn ihrer Ernährer (3 Männer und 3 Witwen) lebten. 4 Familien
fanden ihr Auskommen im Ackerbau (2 Männer und 2 Frauen), eine im
Dachdeckergewerbe. Von den 8 alleinstehenden Frauen (1 ledige Mutter und
7 Witwen) lebten 7 in Armut, 1 Witwe ist als wohlhabende Bäuerin
einzuschätzen. Auffallend ist die sehr hohe Frauenarmut. 12 Haushalte (=
19,3%) haben ein geringes Einkommen (50-100 Thaler), davon 7 Ackerer,
der Schuster, der Schneider und der Schäfer. 18 Haushalte (=29%) haben
ein ausreichendes Einkommen (100-200 Thaler), davon 13 Ackerer und der
Schreiner; Schuster, Steinmetz, Dachdecker, Hufschmied bestellten
nebenberuflich noch einen Hof. 12 Haushalte (=19,3%) mit Einkommen von
(200-300 Thaler), davon 11 Ackerer und der Wirt, der auch einen Hof
bestellte. 8 Haushalte (=13%) mit hohem Einkommen (300-600 Thaler),
davon 7 Ackerer und 1 Ackerin. Aus dem Kreis der wohlhabenden Bauern
setzten sich die Gemeinderäte zusammen, sie stellten auch den
Ortsbürgermeister, denn diejenigen, die unter einem Mindeststeuersatz
lagen, waren vom Wahlrecht und somit von der politischen Mitwirkung
ausgeschlossen.
Die 24
Haushalte mit sehr geringem und geringem Einkommen sind die Kleinbauern,
die sich durch die Auflösung der AlImende und das Weideverbot in den
Wäldern (beides wurde seit den 1830er Jahren von staatlicher Seite
forciert) ihrer Lebensgrundlage beraubt sahen. Aufgrund des zumeist sehr
geringen Landbesitzes waren sie auf die Bewirtschaftung der Allmende
angewiesen. Diese Kleinbauern wandten sich nun verstärkt dem Handwerk
zu, um auf diese Weise ihren Lebensunterhalt zu sichern. 1851 lassen
sich folgende Berufsfelder aufzeigen: 41 Ackerer, 8 Handwerker, von
denen 6 sich allein von ihrem Gewerbe ernährten, 2 hingegen noch eine
nennenswerte Landwirtschaft hatten, 1 Wirt, 1 Schäfer, 9 Tagelöhner. Als
handwerkliches Gewerbe sind der Hufschmied, Steinmetz, Schreiner, 2
Dachdecker, 2 Schuster und der Schneider zu nennen. Seit der Mitte des
19. Jahrhundert suchten sich etliche Floisdorfer verstärkt ihren
Broterwerb außerhalb des Ortes: zwischen 1853 und 1876 waren 8 als
Bergmann und 4 als Bleischmelzer tätig. Arbeitsmöglichkeiten boten die
Kommerner Gruben zwischen 1851 und 1889 sowie das in dieser Zeit
blühende Bleibergwerk in Bleibuir. In den 1880er Jahren ist auch hier
der Betrieb eingestellt worden. Die Bergarbeiter mußten sich dann Arbeit
im Mechernicher Bleibergwerk suchen. Zwischen 1852 und 1860 wurde auch
die Kupfergrube in Berg unmittelbar an der Floisdorfer Gemarkungsgrenze
wieder eröffnet und mit einer Dampfkesselanlage modernisiert. Aber auch
hier endete der Betrieb wegen Unrentabilität. Kleine Gewerbebetriebe
siedelten sich ab den 1860er Jahren in Floisdorf an: Wilhelm Habrich
gründete eine Krautfabrik, die bis etwa 1949 Rübenkraut und Obstkraut
herstellte. Laut Angaben von Zeitzeugen fanden sich hier gerade in den
Hungerjahren am Ende des 1. Weltkriegs und den Nachkriegsjahren bis 1924
viele Mechernicher Arbeiter ein, die in langen Schlangen um
Rübenabfallstücke anstanden. 1862 übernahm der Steinmetz Johann Martin
Drach den Steinbruchbetrieb von Hubert Krischer. Dieser hatte 1838 zum
Neubau des Pfarrhauses die benötigten Steine geliefert. Drach und seine
Söhne Martin und Josef betrieben ihre Steinmetzwerkstatt im Hof und
Schuppen des Anwesen Brunnenstraße 14. Die meisten in Steinbauweise
errichteten Häuser in Floisdorf haben die Drachs erbaut, die
Sandsteingewände und Simse in der Steinmetzwerkstatt gefertigt. Ebenso
gestalteten sie die Portalbögen und -säulen am Kirchenneubau 1890-92
aus. Den Buntsandsteinbruch auf dem ,,Oemt" nutzten sie bis in 1940er
Jahre. Im Kalksteinbruch auf dem Tötschberg, der sich im Gemeindebesitz
befand, fanden saisonweise etIiche Tagelöhner Arbeit. Aus den
Kalksteinblöcken wurden Steine zum Hausbau gebrochen und Schotter für
den Straßfenbau geschlagen. Der Gastwirt und Fuhrunternehmer Franz
Theodor Esser und sein Sohn Josef lieferten bis in die Zeit des ersten
Weltkriegs mit dem Pferdegespann Kalksteinblöcke bis nach Köln, wo sie
zur Erbauung der Kirche St. Michael am Brüsseler Platz und bei
Bauarbeiten an St. Gereon Verwendung fanden. Nicht selten verdienten
sich auch Bauern mit ihren Pferdegespannen ein Zubrot als
Fuhrunternehmer. Die in Floisdorf, Berg und Eicks benötigten ein- und
zweiachsigen Pferdewagen fertigte der Stellmacherbetrieb der Familie
Winkel. Mit der Fertigstellung der Eisenbahntrasse von Euskirchen über
Mechernich nach Kall verlor dieses Gewerbe ab 1865 erheblich an
Nachfrage, was auch den Rückgang der Pferdehaltung im letzten Drittel
des 19. Jahrhunderts beschleunigte. Der Bau der Eisenbahnen bot
andererseits vielen Menschen Arbeit und ermöglichte es ihnen zugleich,
in die Städte der Umgebung oder in die rheinischen lndustriestädte
abzuwandern. Zwischen 1885 und 1900 verzeichneten fast alle Orte des
Amtes Eicks Wegzüge. So verließen 32 Bewohner Floisdorf. Zwischen 1928
und 1930 kehrten erneut 17 Floisdorfer ihrem Heimatort den Rücken. Der
Strukturwandel setzte sich fort, dazu trug auch die Wirtschaftskrise
seit Beginn der 1930er Jahre bei und hinterließ auch in Floisdorf ihre
Spuren. Der Mechernicher Gewerkschaftsverein entließ im Dezember 1930
mit 250 Arbeitern ein Viertel der Belegschaft, die Rheinische
Bohrmaschinen-Fabrik mit 40 Arbeitern schloß ihre Tore. In Floisdorf
waren von den damaligen 344 Einwohnern 10% arbeitslos, von den 183
Wahlberechtigten wurden noch 147 (=80%) als Bauern eingestuft.
Die
Westwallarbeiten brachten im Zuge der Kriegsvorbereitungen des
NS-Regimes seit 1936 eine Vielzahl von auswärtigen, zum Arbeitsdienst
verpflichteten Männern aus den verschiedensten Berufen in die
Grenzkreise. In Floisdorf waren von 1936 bis 1939 im Saal der Gaststätte
Habrich etwa 60 Arbeiter untergebracht. Lastwagen brachten sie morgens
zu ihrem Einsatzort und abends zurück. Der Arbeitseinsatz erstreckte
sich jeweils über 6 bis 8 Wochen. Seit Kriegsbeginn am 1. September 1939
wurden Soldaten einquartiert. Im Sommer 1940 wurden polnische
Kriegsgefangene, später französische Kriegsgefangene und russische
Fremdarbeiter als landwirtschaftliche Hilfskräfte einzelnen Höfen
zugewiesen. Zeitzeugen berichten von etwa 30 Personen. Nach Kriegsende
von 1945 bis 1954 lebten sieben Familien von Ostflüchtlingen mit 31
Angehörigen in Floisdorf. Drei Familien blieben in Floisdorf. Der
Strukturwandel im Dorf setzte sich weiter fort, waren um 1930 noch 80%
der Floisdorfer (147 Haushalte) in der Landwirtschaft tätig, so waren es
1961 lediglich noch 23% (39 Haushalte) und Ende der 1980er Jahre
weniger als 10% (11 Haushalte). Um 1950 fanden noch 30 bis 35 Knechte
und Mägde auf den Floisdorfer Höfen ihr Auskommen, 1962 gab es in
Floisdorf keine festangestellte landwirtschaltlichen Hilfskräfte mehr.
Zwischen 1950 und 1961 wurden 12 Höfe, die weniger als 5 ha
Betriebsfläche bewirtschafteten, aufgegebenen. 1961 zählte man 36
landwirtschaftliche Betriebe, von denen 14 Höfe als Nebenerwerbsbetrieb
geführt wurden. Heute gibt es lediglich noch einen Hof als
Vollerwerbsbetrieb, einige wenige werden noch im Nebenerwerb
bewirtschaftet. Parallel zu dieser Entwicklung nahm die Zahl der
Floisdorfer, die ihrer Arbeit außerhalb ihres Ortes in den umliegenden
Städten und in den rheinischen Großstädten nachging, ständig zu. Viele
kehrten ihrem Heimatort den Rücken. Zwischen 1955 und 1967 verließ ein
Fünftel der Bewohner Floisdorf. Seit 1984 nimmt jedoch die Zahl der
Bewohner wieder zu, etliche Familien aus den umliegenden Städten, sogar
aus Köln nahmen hier ihren Wohnsitz. Floisdorf wandelte sich vom
Bauerndorf zur Wohngemeinde: Von den derzeit etwa 100 Familien sind 30
Familien in den letzten Jahrzehnten von auswärts zugezogen und haben die
gewachsene soziale Struktur des Ortes erheblich verändert.
Mit
der kommunalen Neugliederung hat Floisdorf am 01.07.1969 seine eigene
Ortsverwaltung verloren. Gerade die ältere und mittlere Generation
vergleicht häufig die Zeit vor 1969 mit dem Ergebnis der
Verwaltungsreform, d.h. der Zuständigkeit der zentralen Verwaltung in
Mechernich, für Floisdorf und über vierzig weitere Teilorte im
Stadtgebiet von Mechernich und kommt leicht zum Schluß, daß die
Verwaltungsneugliederung oft zu wenig Bürgernähe, zu geringe
Einbeziehung der örtliche Vertreter in Entscheidungen, die die eigenen
örtliche Belange betreffen, zur Folge habe.
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